
IBM-Logo: Der US-Konzern bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent, Anleger feiern den Kurssprung bei der Confluent-Aktie (Foto: dpa).
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Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM plant Confluent-Übernahme
Der IT-Konzern IBM (ISIN: US4592001014) will für eine Milliardensumme das Dateninfrastruktur-Unternehmen Confluent (ISIN: US20717M1036) kaufen. Ziel sei der Aufbau einer Datenplattform für generative KI, teilte IBM am Montag in Armonk mit. Dazu bietet der Konzern 31 US-Dollar je Confluent-Aktie. Dies entspreche einem Unternehmenswert inklusive Schulden von 11 Milliarden Dollar (9,4 Milliarden Euro). Zuvor hatte das „Wall Street Journal“ bereits über das Vorhaben berichtet und sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen berufen. Für IBM wäre die Confluent-Übernahme eine der größten Übernahmen der vergangenen Jahre.
Die Börse reagierte prompt auf die Confluent-Übernahme. Im vorbörslichen US-Handel gewann die Confluent-Aktie rund 29 Prozent auf 29,85 Dollar. Im vorbörslichen NASDAQ-Handel stiegen die Confluent-Papiere um 28,13 Prozent auf 29,65 US-Dollar. Gleichzeitig verliert die IBM-Aktie zeitweise 0,15 Prozent auf 307,47 US-Dollar. An der Börse wurde Confluent zuletzt mit rund acht Milliarden Dollar bewertet, sodass der gebotene Preis eine deutliche Prämie auf die Confluent-Aktie darstellt. Damit rückt die Confluent-Aktie in den Fokus von Anlegern, die auf einen Abschluss des Deals setzen.
Apache Kafka und Echtzeitdaten
Confluent mit Sitz im kalifornischen Mountain View hat sich auf das Management von Daten spezialisiert, die für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) von Bedeutung sind. Das Unternehmen zählt mehr als 6.500 Kunden und arbeitet mit Branchengrößen wie Microsoft und Amazon Web Services zusammen. Confluent ist eine Open-Source-Plattform, die zur Verarbeitung großer Mengen von Echtzeitdaten wie Banktransaktionen oder Website-Klicks genutzt wird. Confluent bietet Middleware zur Verwaltung von Echtzeit-Datenströmen, die auch in großen KI-Modellen verwendet werden, und entwickelt die kommerzielle Distribution des Open-Source-Tools Apache Kafka. Apache Kafka hat sich als Quasistandard für Eventstreaming etabliert und wird für die Verarbeitung großer Datenströme in Echtzeit genutzt, zum Beispiel im E-Commerce, Finanzsektor oder IoT. Für IBM wäre der Zukauf damit ein Hebel, um die eigene Cloud- und KI-Palette auszubauen – ein Punkt, der die Fantasie rund um die Confluent-Aktie weiter befeuert.
Standorte und frühere Zukäufe
Laut Geschäftsbericht lag die Zahl der Beschäftigten Ende 2024 bei 3.060. Neben dem Hauptsitz im Silicon Valley sind wichtige Hubs in Städten wie London, Bangalore und Berlin, wo Confluent ebenfalls einen Standort hat. Im Januar 2023 hatte Confluent das Berliner Start-up Immerok 100 Millionen US-Dollar übernommen. Die Plattform von Immerok erweitert das Open-Source-Framework Apache Flink mit Funktionen, die die Ausführung der Software in der Cloud vereinfachen. Das Start-up stellt dies als Managed Service bereit und automatisiert gängige Wartungsaufgaben, etwa das Hinzufügen und Entfernen von Infrastrukturressourcen, wenn sich die Nutzeranforderungen ändern.
IBM-Aktie: Übernahmen, KI und Quantenpläne
Die Confluent-Übernahme passt in IBMs Strategie, Cloud- und KI-Tools zu stärken. Übernahmen in diesem Bereich haben zuletzt zugenommen: Salesforce verkündete im Mai den Kauf von Informatica, und IBM vollzog im Februar die Übernahme von Hashicorp. Im vergangenen Jahr hatte IBM den Cloud-Software-Anbieter Hashicorp für 6,4 Milliarden US-Dollar gekauft. Parallel kommt IBM beim Quantencomputing voran. Auf seiner jährlichen Quantum Developer Conference Mitte November kündigte Big Blue an, bis Ende kommenden Jahres die sogenannte „Quantenüberlegenheit“ beweisen zu wollen. Bis 2029 peilt der Technologiekonzern die Entwicklung fehlertoleranter Quantenchips an.
Charttechnisch ringt die IBM-Aktie mit ihrem Allzeithoch bei 315 US-Dollar. Der seit August anhaltende Aufwärtstrend wurde durch den Kursrückgang Mitte November beendet, die Aktie stabilisierte sich jedoch bei 290 Dollar und notiert wieder hauchdünn unter 315 Dollar. Fundamentaler Rückhalt bleibt: Der operative Gewinn stieg in den letzten drei Jahren von 6,9 auf 10,1 Milliarden Dollar, und IBM übersetzt nahezu seinen gesamten operativen Cashflow in freien Cashflow. Diese Finanzkraft ermöglicht Deals wie Confluent – und hält die Confluent-Aktie damit auf dem Radar.
