Der Countdown für Weihnachtsgeschenke läuft. Im Trend ist interaktives Spielzeug mit integrierter Künstlicher Intelligenz. Doch können Eltern diese bedenkenlos schenken?
Hanna und Papa Florian Pabst sind vor Weihnachten in einem Nürnberger Spielwarenladen und testen eine Autorennbahn. Diese interessiert den Vater allerdings mehr als die Tochter, denn die neueste Rennbahnversion ist KI-basiert. Die Autos rasen über die Fahrbahn und brauchen dank Künstlicher Intelligenz (KI) keine Schlitze mehr.
Zudem lernt die Rennbahn mit KI nach und nach mehr über die Stärken und Schwächen des jeweiligen Fahrers und passt auf Wunsch dann regulierend auf, dass keiner aus der Kurve fliegt.
„Möglicherweise ein Hochrisiko-Bereich“
Spielzeug wird immer smarter, und oft steckt auch Künstliche Intelligenz mit drin. Das ändert auch die Arbeitsweise der Spielzeugprüferinnen und Spielzeugprüfer beim Nürnberger TÜV Rheinland. Hochtechnisiertes Spielzeug sei auf dem Vormarsch und oft mit Vorsicht zu genießen. „KI generell ist noch in den Kinderschuhen“, sagt TÜV-Prüfer Patrick Niklaus. „Der große Boom wird aber in ein paar Jahren kommen und dann auch möglicherweise ein Hochrisiko-Bereich.“
Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Nürnberg testet Niklaus Spielzeuge auf Sicherheit. Sie gehen der Frage nach, wie schnell der Kuschelhase brennt oder wie gut das Rutschauto über einen Absatz kommt. KI-unterstützte Spielzeuge seien bei ihnen noch selten und aktuell in der Form von Lernspielzeug zu finden. „Das sind Spielzeuge, die einen Dialog simulieren, aber noch keine richtigen smarten Spielzeuge“, so Niklaus.
Nicht jede Frage sollte beantwortet werden
Kurz vor Weihnachten stellt sich für Eltern und Verwandte also die Frage: Sind das sinnvolle Lernspielzeuge – oder lauern versteckte Gefahren? Einerseits können Lernroboter Kinder auf spielerische Weise beim Lernen unterstützen. Der Vorteil solcher Geräte mit KI ist, dass sie individuell beispielsweise auf das Lerntempo oder das Alter des Kindes reagieren können.
Andererseits lauern aber auch Gefahren: Was ist, wenn ein Kind sein smartes Spielzeug fragt: „Wie mache ich Feuer?“ Internetfähige Kuscheltiere oder KI-unterstützte Spielzeuge können auf diese Frage fundiert antworten. Ob diese Antwort dann auch kindgerecht ist, steht auf einem anderen Blatt.
Sicherheitslücken auch beim Datenschutz
Manche Spielzeughersteller haben Sicherheitssysteme eingebaut, aber längst nicht alle. Und manche lassen sich auch leicht aushebeln. Zudem speichern die Spielzeuge häufig Nutzerdaten, sie hören zu oder nehmen sogar Videos auf.
Was aber passiert mit diesen Informationen, die gerade Kinder häufig arglos und bereitwillig preisgeben? Niklaus vom TÜV Rheinland warnt, es gebe noch viel zu wenig gesetzliche Regelungen zur Künstlichen Intelligenz – die KI sei derzeit „unkontrolliert“. Eltern sollten ihre Kinder deshalb nicht mit smartem Spielzeug alleine lassen.
Im Nürnberger Spielwarengeschäft Schweiger spielt die KI auch noch keine allzu große Rolle. Geschäftsführerin Marion Müller sagt, die meisten Eltern wollten klassisches Spielzeug – auch weil sie Angst hätten, dass mit KI-gestützten Spielzeugen Daten von ihnen abgezogen werden. Und auch die kleine Hanna hat sich gegen die Autorennbahn entschieden. Und für ein ganz analoges Kuscheltier.
