Amazon reduziert einige Händlerkosten: Was davon bei den Kunden ankommt

Es ist eher ungewöhnlich, dass mal etwas billiger wird, doch Amazon hat jetzt angekündigt, die Verkaufsgebühren für europäische Händler:innen im neuen Jahr in einigen Punkten zu senken. Die Anpassungen betreffen unter anderem die Referral- und Fulfilment-by-Amazon-(FBA)-Gebühren und sollen durchschnittlich zu einer Reduzierung von 17 Cent pro verkauftem Artikel führen, wie das Unternehmen vorrechnet.

Das ist zwar keine immense Verbilligung, aber angesichts der großen Zahl an Geschäftsvorfällen durchaus kein kleiner Betrag, auf den die Handelsplattform verzichten wird. Man wolle damit, so Dharmesh Mehta, Vice President of Worldwide Selling Partner Services, die kleineren und mittelständischen Unternehmen unter den Händler:innen unterstützen. So stammen mehr als 60 Prozent der Verkäufe auf Amazon in Europa von unabhängigen Händlern, vor allem von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Im vergangenen Jahr verkauften kleinere Händler:innen aus den EU-Ländern mehr als 1,3 Milliarden Produkte weltweit über Amazon.

Hinter den Gebührensenkungen könnte aber auch noch ein anderer Grund stehen: Die Rede ist von „regelmäßigen jährlichen Updates, mit denen Amazon seine Partnerschaften mit Verkäufern weiterentwickeln will“, was so viel bedeutet wie: Der Mitbewerb – und in diesem Fall vor allem die asiatischen Plattformen von Temu bis Tiktok Shop – haben in letzter Zeit an der Preisschraube gedreht. Wie uns Händler:innen erklären, sei vor allem das Verkaufen über Temu, die noch Marktanteile gewinnen wollen, deutlich günstiger als über den US-Anbieter. Die Änderungen bei Amazon sollen den Verkauf auf der Plattform wirtschaftlich attraktiver machen und könnten dazu beitragen, dass die Händler dem Unternehmen treu bleiben.

Für Händler: Vergünstigungen im Detail

Dabei ändert Amazon einerseits die FBA-Gebühren, aber auch die variablen Gebühren bei Werbeaktionen. Die Fulfilment-Gebühren für Pakete werden in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien um durchschnittlich 32 Cent pro Einheit gesenkt. Zudem wird die ermäßigte FBA-Tarifregelung für preisgünstige Produkte auf Produkte bis 20 € ausgeweitet, was eine weitere durchschnittliche Reduktion von 45 Cent pro Einheit bedeute, rechnet Amazon vor. In der Tat sind die niedrigpreisigen Produkte jene, bei denen Temu und Co. dem Unternehmen aus Seattle Marktanteile streitig machen.

Hinzu kommen Referral-Gebühren: In Kategorien wie Kleidung und Accessoires, Heimprodukte, Lebensmittel, Vitamine und Tierbekleidung/-futter sinken die Vermittlungsgebühren für bestimmte Preisbereiche. So werden beispielsweise die Gebühren für Kleidung und Accessoires bei Artikeln bis 15 Euro von acht auf fünf Prozent reduziert. Bei Artikeln zwischen 15 und 20 Euro sinkt die Gebühr von 15 auf zehn Prozent. Und die Obergrenzen für Gebühren bei Aktionen wie Best Deals und Lightning Deals werden gesenkt, um das Bewerben von Top-Produkten zu erleichtern.

Doch es gibt auch Erhöhungen bei einigen Gebührenposten wie den monatlichen Lagergebühren, Rücksendungen an Verkäufer und Liquidationsgebühren sowie bei FBA-Gebühren in den Niederlanden, Schweden, Belgien, Irland und Polen, was im Durchschnitt einen leichten Anstieg von zwei Cent pro Einheit bewirke. Alle Details zu den neuen Gebühren finden sich hier.

Für welche Händler:innen es damit unterm Strich teurer wird und wer etwas mehr Marge rausholen kann, wird sich noch zeigen müssen. Klar ist allerdings bereits jetzt schon, dass es für die Kund:innen durch die Gebührenänderungen wohl kaum billiger wird. Zu knapp sind die Preise im E-Commerce kalkuliert, zu stark andere Posten in der Kalkulation angestiegen, etwa bei Versanddienstleistern.

Einige der Änderungen sollen schon am 15. Dezember in Kraft treten, andere Anpassungen kommen zum 1. Februar 2026. Verkäufer können die Auswirkungen auf ihr Geschäft über das Amazon-Revenue-Calculator-Tool, die Fee-and-Economics-Vorschau sowie die aktualisierten Profit-Analytics einsehen.

Wenn Amazon-Bestellungen nach hinten losgehen