JP Morgan warnt vor einem massiven Ölpreissturz in den kommenden zwei Jahren, da grundlegende Marktkräfte immer stärker in Richtung fallender Preise zeige.
Während das Nachfragewachstum nachlässt, steigt das Angebot kontinuierlich weiter an, was laut der Bank ein strukturelles Ungleichgewicht schafft, das den Markt zunehmend belastet.
Bis Ende 2027 könnten die Ölpreise laut Prognose um bis zu 50 Prozent einbrechen, wenn das Überangebot anhält und keine politischen Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Öl hat sich in diesem Jahr überwiegend schwach entwickelt – doch wenn die aktuelle Prognose von JP Morgan zutrifft, könnten die kommenden zwei Jahre für Ölproduzenten noch deutlich schwieriger werden.
Der Ölpreis ist seit Jahresbeginn um 15 Prozent gefallen. Laut den Analysten der Investmentbank steht der Rohstoff nun vor einem klassischen Problem aus dem VWL-Lehrbuch: Wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, fallen in der Regel die Preise.
Ölpreis könnte um bis zu 50 Prozent fallen
Die Experten von JP Morgan rechnen damit, dass sich in den kommenden Jahren ein strukturelles Ungleichgewicht bilden wird, das den Ölpreis weiter belastet – insbesondere, wenn das Angebot weiter schneller wächst als die Nachfrage. Zwar dürfte der weltweite Ölbedarf auch künftig leicht zunehmen, doch das Angebot werde deutlich stärker steigen – in diesem Jahr und 2026 etwa dreimal so stark wie die Nachfrage.
„Die Nachfrage hat sich – entgegen der weit verbreiteten pessimistischen Einschätzung – als robuster erwiesen als erwartet. Aber das Angebot hat diese Zuwächse mehr als doppelt übertroffen, vor allem dank Produktionssteigerungen auf dem amerikanischen Kontinent“, schrieb JP-Morgan-Analystin Natasha Kaneva am Montag.
Nach Einschätzung der Bank sind die Voraussetzungen damit gegeben, dass der Ölpreis bis Ende 2027 um bis zu 50 Prozent fallen könnte. Der Preis für Brent-Rohöl könnte dann von derzeit rund 63,50 US-Dollar je Barrel auf ein Niveau in den niedrigen 30er-Bereich sinken. Laut Kaneva wird das zusätzliche Angebot hauptsächlich von Nicht-OPEC+-Ländern kommen – allen voran von den USA. Das könnte zu einem Überangebot führen, das die Preise weiter unter Druck setzt.
Welchen Einfluss hat die Pro-Öl-Haltung von Trump?
„Unter diesen Bedingungen dürfte Brent 2026 unter 60 US-Dollar fallen und bis zum letzten Quartal in den niedrigen 50ern notieren“, schrieb Kaneva. „Die Aussichten verschlechtern sich im Jahr 2027 weiter – dann könnten sich die Überschüsse so stark ausweiten, dass Brent im Durchschnitt nur noch 42 US-Dollar kostet und bis Jahresende sogar in die 30er rutscht.“
Konkret erwartet JP Morgan 2026 ein Überangebot von 2,8 Millionen Barrel pro Tag, das sich 2027 nur geringfügig auf 2,7 Millionen verringert – es sei denn, die Politik greift ein. Doch angesichts der Pro-Öl-Haltung von US-Präsident Donald Trump ist ein solches Eingreifen laut Einschätzung der Bank wenig wahrscheinlich.
„Das gesamte Ausmaß des Ungleichgewichts dürfte sich in der Realität zwar nicht vollständig entfalten“, so Kaneva. „Anpassungen seien auf der Angebots- wie auch auf der Nachfrageseite zu erwarten – doch die Hauptlast der Marktanpassung wird aller Voraussicht nach auf der Angebotsseite liegen.“
